Hans Rudolf Hilty, geboren am 5.12.1925 in St.Gallen; dort Schulbesuch und Matura; Studium der Germanistik und Geschichte in Basel und Zürich; Promotion bei Emil Staiger; Lehrer in St.Gallen; 1951–1964 Herausgeber der Zeitschrift für neue Dichtung „hortulus“; 1953–1957 Redakteur der „Politischen Rundschau“; 1959–1964 Herausgeber der Reihe „Die Quadrat-Bücher“ im Tschudy Verlag in St.Gallen; 1965–1972 Redakteur der Zürcher Tageszeitung „Volksrecht“; seit 1972 freier Schriftsteller und Journalist. Hilty starb am 5.7.1994 in Jena.
* 5. Dezember 1925
† 5. Juli 1994
von Jürgen Egyptien
Essay
Hans Rudolf Hiltys Schaffen ist von bemerkenswerter Vielfalt. Es umfaßt Lyrik, erzählende Gattungen, Drama und Hörspiel, historische und literaturwissenschaftliche Studien, Essayistik und Tagesjournalismus, Übersetzungen und nicht zuletzt Herausgebertätigkeit.
Bis in die Mitte der fünfziger Jahre dominieren in allen Gattungen ein überlebter Idealismus und eine ganz im Banne von Goethes Morphologie stehende Weltanschauung, die in geradezu grotesker Weise mit den historischen Erfahrungen der ersten Jahrhunderthälfte kontrastieren. Es ist für diese Phase symptomatisch, wenn Hilty in seiner Emil Staiger verpflichteten Dissertation „Carl Hilty und das geistige Erbe der Goethezeit“ (1953) auf die moderne Gegenwartsliteratur einen ebenso abschätzigen Blick wirft wie auf die rationalistische Philosophie der Französischen Revolution und das normative Kunstverständnis dieses philiströsen Staatsrechtlers, Volkspädagogen und dilettierenden Dichters aus dem ...